Storytelling fördert gegenseitiges Verstehen

Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Traditionen des Geschichtenerzählens. Das reicht von den Ältesten, die am Feuer sitzen bis zu den Geschichten, die über die sozialen Medien verbreitet werden. Geschichten sind dabei nicht nur Mittel zur Kommunikation. Sie können auch gesellschaftliche und kulturelle Unterschiede zwischen den Menschen überbrücken helfen und Veränderungen in der Gesellschaft begleiten. Sie können sogar einen Wandel, eine Transformation provozieren, sowohl beim Geschichtenerzähler als auch bei seinem Publikum.

Aber wie genau können Geschichten zur persönlichen und auch politischen Transformation beitragen? Wie können beispielsweise wichtige Themen wie Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Chancengleichheit angesprochen werden?

Wenn jemand in seiner persönlichen Geschichte zum Beispiel Ungerechtigkeit und Ausgrenzung thematisiert, berührt das die Zuhörer viel stärker als bei einer abstrakten Annäherung an solche Themen. Indem der Geschichtenerzähler seine Emotionen offen teilt, kann der Zuhörer die verschiedenen Dimensionen des Themas mit dem Kopf und dem Herzen der anderen Person spüren und sich während des Verlaufs der Geschichte in dessen Lage versetzen. Storytelling kann also dabei helfen, Menschen für Themen zu sensibilisieren, die einem zuvor vielleicht weniger bewusst waren und soziale Unterschiede überbrücken.

Nehmen wir das Beispiel Demokratie: Wenn ein Mensch, der in einem totalitären politischen und gesellschaftlichem System gelebt hat, politische Themen aus dieser Zeit des Erlebens mit persönlichen Geschichten transportiert, nehmen seine Zuhörer solche Inhalte unmittelbarer und persönlich-berührt auf. Sie erkennen ihre eigene Demokratie nicht als etwas Abstraktes, sie erleben ihre Demokratie und deren Bedeutung für das eigene Leben und auch das Leben anderer. Kreatives Geschichtenerzählen – als Transportmittel – ist damit ebenso wichtig wie die Botschaft selbst.

Das sogenannte transformative Geschichtenerzählen erfordert das Zusammenwirken von kreativen Techniken, um dem Kommunikationsinhalt Authentizität zu verleihen ohne sachliche Klarheit einzubüßen. Dabei kann man auf eine Vielzahl von Möglichkeiten zurückgreifen, die fortlaufend weiterentwickelt werden: Theater, partizipatives Radio, partizipative Videos, ortsbezogenes Storytelling und digitales Storytelling.

Verschiedenste Projekte weltweit haben bereits gezeigt, was transformatives Storytelling vermag. So brachte zum Beispiel ein Projekt in Bosnien und Herzegowina im Jahr 2013 verschiedene Gruppen von Bürgern, zivilgesellschaftliche Organisationen und lokale Behörden zusammen und eröffnete den Teilnehmern Räume zum Nachdenken, Lernen und Diskutieren über Themen wie Partizipation und Demokratie. Das einzigartige Merkmal des Projekts war die Kombination aus digitalem Geschichtenerzählen und einem partizipativem Video, das von einer kleineren Gruppe von Teilnehmern erstellt wurde. Einen Überblick über weitere Projekte weltweit erhalten Sie hier:

https://www.transformativestory.org/case-studies/

Und auch wenn Geschichten nicht alle Antworten auf die Suche nach persönlicher und politischer Transformation, direkte Lösungen für Ausgrenzung und soziale Ungleichheit geben, so wird doch durch ihre Erzählung so vieles gewonnen, vor allem das Verständnis dafür, wie und warum Veränderungen stattfinden sollten. Die Erzählung der Geschichten und die daraus entstehende Empathie kann daraufhin Spielraum für Reaktionen bieten und den Weg für soziales Handeln ebnen.

 

 

Quellen:

https://www.transformativestory.org/what-are-creative-storytelling-methods-for-social-change/

https://www.transformativestory.org/why-do-we-need-transformative-storytelling-approaches/why-are-personal-and-collective-stories-important-for-social-transformation/

https://www.transformativestory.org/participatory-video-workshops-from-individual-learning-to-collective-advocacy/

 

 

 

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