Der Storytelling-Klick-Moment

Montag Nachmittag, Meetingraum. Etwa 15 Frauen und Männer sitzen um den großen Konferenztisch, Kaffeetassen vor sich, manche malen mit dem Kugelschreiber abstrakte Gemälde auf ihre Notizblöcke. Vorne steht ein Mann und versucht, seinen Kollegen ein neues Prozessmodell nahe zu bringen. Wissenschaftliche Hintergründe, Kennzahlen, Evaluationen – man hört zwar niemanden schnarchen, spürt aber, dass nahezu alle im Raum mit dem Schlaf kämpfen. Dann sagt der Referent: „Und jetzt will ich Ihnen mal erzählen, wie wir das in der Abteilung XY angewendet haben. Also, am Anfang hatten wir natürlich eine Menge Hindernisse zu überwinden….“. Man konnte richtig sehen, wie es im Raum „klick“ machte: Köpfe hoben sich, Hände ließen die Kugelschreiber ruhen, Gesichter wandten sich von den abstrakten Kunstwerken ab und dem Referenten zu: Fast alle, waren auf einmal rasend daran interessiert, wie das Projekt in der Abteilung XY abgelaufen war.

Obwohl ich diesen Storytelling-Klick-Moment schon hunderte Male in Meetings, Konferenzen, Vorlesungen und Gesprächen erlebt habe, bin ich immer wieder fasziniert davon, wie sich alles verändert, wenn jemand beginnt, zu erzählen – es ist, als ob dumpfe, verbrauchte Luft im Raum einer frischen Briese weichen würde. Für mich ist der Klick-Moment immer der sichtbare Beweis für den Satz des Hirnforschers und Psychotherapeuten Manfred Spitzer, dass es nicht Daten und Fakten sind, die Menschen wirklich interessieren, sondern Geschichten: „Geschichten treiben uns um, nicht Fakten. Geschichten enthalten Fakten, aber diese Fakten verhalten sich zu den Geschichten wie das Skelett zum ganzen Menschen.“

Diese Wirkung von Geschichten ist mittlerweile ziemlich gut erforscht. Deshalb wundert es mich besonders, dass in den meisten Meetings, Präsentationen, Verkaufs- und Mitarbeitergesprächen nie erzählt wird – und das, obwohl sehr viele Unternehmen mittlerweile von den positiven Wirkungen von Storytelling in Marketing und Unternehmenskommunikation überzeugt sind. Warum also nicht auch innerhalb des Unternehmens, in alltäglichen Kommunikationssituationen, den Storytelling-Klick-Effekt nutzen – wie viel leichter täte man sich, andere von einem Projekt zu begeistern, Mitarbeiter zu motivieren, Teams zu koordinieren, Strategien so zu kommunizieren, das sie jeder versteht, und, und, und…

Man muss übrigens kein „geborener Storyteller“ sein, um Personal Storytelling im Unternehmen anwenden zu können. Man muss nur wissen, wie eine gute Geschichte funktioniert, welche Werkzeuge man in unterschiedlichen Situationen (Präsentation, Gespräch, Meeting)  anwenden kann, und wie man seine eigene Erzählweise entwickeln kann – denn wir alle können erzählen, das ist dem Homo Sapiens angeboren.

Lernen können Sie dieses Handwerkszeug am 20. und 21. April bei dem Seminar „Personal Storytelling“ in Stuttgart. Das Seminar ist ein Modul der zertifizierten Weiterbildung „Professionelles Storytelling im Unternehmen“ der Hochschule der Medien Stuttgart und ist einzeln buchbar – es sind noch ein paar Plätze frei. Mehr Informationen unter http://www.narratives-management.de/portfolio-posts/modul-personal-storytelling/.

Wenn Sie dann mit Personal Storytelling experimentieren, werden Sie feststellen, dass Sie immer seltener in leere, gelangweilte Gesichter sehen müssen, und Ihre Projekte mit Begeisterung aufgenommen werden.

Michael Müller

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