Führungsaufgabe: Sinnstiftung für die Mitarbeiter
Das Schaffen von Bedeutung oder die Sinnstiftung ist eine Führungsaufgabe, die in keiner Stellen-Beschreibung steht und doch eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt ist: Mitarbeiter, die keine Sinnhaftigkeit in ihrer Tätigkeit erkennen können, werden im schlimmsten Fall zu Burn-Out-Opfern, kündigen oder liefern zumindest nicht die Effizienz und Produktivität, zu der sie bei einer als sinnhaft erlebten Tätigkeit imstande wären.
Das Erleben von Sinnhaftigkeit ist einer der grundmenschlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse für seelische und körperliche Gesundheit. Fehlt in der Arbeitstätigkeit Bedeutung und Sinn, wie etwa bei den zerrissenen Arbeitshandlungen, die der Taylorismus [Link zu Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Taylorismus] mit sich brachte, empfinden wir dennoch eine Sinnhaftigkeit in unserem Tun – etwa „ich arbeite für meine Familie, um sie zu ernähren“, oder „ich arbeite gerne auf Schicht mit meinen Kollegen zusammen, da ich mit ihnen befreundet bin“. Das Problem ist nur: die Sinnhaftigkeit der Arbeit an sich kommt in den Bedeutungszuschreibungen nicht vor: die Mitarbeiter suchen sich einen Sinn außerhalb ihrer Tätigkeit.
Dieses Suchen nach Sinn und Bedeutsamkeit der eigenen Tätigkeit ist kein umgrenztes Phänomen des Taylorismus – nein, jeder einzelne Mensch sucht eine Antwort auf die Frage nach der Bedeutsamkeit seines Daseins, jeder Mitarbeiter will Orientierung und Sinn in seiner Arbeit finden.
Eine Führungskraft, die in der Lage ist, Sinn zu stiften und zu kommunizieren, füllt ein Vakuum und stillt dieses grundlegende Bedürfnis nach Bedeutsamkeit.
Doch wie kann eine Führungskraft Sinn erzeugen und kommunizieren? Argumente, Informationen und Daten erzeugen keinen Sinn – wie der Philosoph Byung Chul Han treffend bemerkt: Daten und Nummern sind additiv, nicht narrativ. Bedeutung aber beruht auf Narration.
In unserem gesellschaftlichen Leben ebenso wie in Organisationen entsteht Orientierung und Bedeutsamkeit durch Narration: der Mensch verfügt über die Fähigkeit, seine Erfahrungen in Erzählungen zu fassen, die Herz und Verstand erreichen können und so Sinn stiften und Gemeinschaft schaffen.
Eine gute Führungskraft ist also ein guter Sinnstifter und ist in der Lage, die Narrationen seiner Mitarbeiter als Ausgangspunkt für eine gemeinsame Narration zu nutzen – ein gemeinsamer Sinn, ein Erleben von Gemeinschaft entstehen und motivieren alle Mitarbeiter weit mehr als rationale Argumente dies je könnten.
Im Modul „Narrative Leadership“ lernen die Führungskräfte, mithilfe von narrativen Methoden gemeinsamen Sinn zu konstruieren und zu kommunizieren. Führungskompetenz ist Storylistening-Kompetenz und Storytelling-Kompetenz!
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DIPL. PSYCH. CHRISTINE ERLACH
Dipl.-Psych. Christine Erlach gehört zu den Pionieren der narrativen Arbeit in Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Als Gründerin des Beratungsunternehmens NARRATA Consult setzt sie seit den 90ern narrative Methoden in Organisationen ein, um verborgene Wissensschätze, Werte und Haltungen zu heben und nutzbar zu machen. Sie ist Expertin für Wissenstransfer bei Leaving Experts, erfahrene Beraterin und Coach in Transformationsprozessen in Unternehmen und Trainerin für narrative Methodenkompetenz und Storytelling. In zahlreichen Veröffentlichungen trug sie seit der ersten Stunde von Storytelling in Deutschland zu dessen Bekanntheitsgrad bei und gibt ihre Erfahrungen in Seminaren und Lehraufträgen an Organisationen und Studierende weiter.